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Historischer Abriss Gut Sannum

1960 Eröffnung von „Haus Sannum“ (ab 2012 Gut Sannum):

Die Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen unterhielt in Sannum bei Huntlosen auf der ehemaligen Niehausschen Hofstelle seit 1902 eine Tuberkulose-Heilstätte, die Ende der 50er-Jahre nicht mehr weiter benötigt wurde. Weil es an Plätzen für die Betreuung hochgradig geistig behinderter Menschen fehlte, wurde die Anlage „Haus Sannum“ mit damals rund 90 ha landwirtschaftlicher Fläche 1960 an den Landesfürsorgeverband Oldenburg bzw. an die Stiftung Gertrudenheim verkauft und von der Stiftung als Haus Sannum neben dem Haus Oldenburg betrieben. Aufgenommen wurden in einer kurzen Anfangszeit „geistesschwache und epileptische“ Jugendliche von 14 bis 18 Jahren, dann ausschließlich erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung. Geleitet wurde Haus Sannum von einem Diakon aus der Bruderschaft Nazareth in Bethel bei Bielefeld als Hausvater. Diese Tradition wurde bis in das Jahr 2002 fortgesetzt.

Die Hofstelle mit ihrer Landwirtschaft und ihrem Garten wurde wie zur Zeit der Landesversicherungsanstalt gemeinsam mit den Bewohnenden bewirtschaftet. Die Wohngebäude der Hofstelle, die in der Zeit der Landesversicherungsanstalt um die Häuser Altburg (1904) und Ingeburg (1905) ergänzt wurden, reichten schon bald nicht mehr aus, um der Nachfrage und den Anforderungen gerecht zu werden.

1970er bis 1990er Jahre

Anfang der 70er Jahre wurde im ehemaligen Gartenbereich zwischen Haupthaus und der heutigen Kreisstraße Haus Hunte mit der angeschlossenen Turn- und Mehrzweckhalle errichtet. Drei Wohngruppen fanden hier Platz. 1983 folgte Haus Bäke in direkter Nachbarschaft mit 2 Wohngruppen.

In den Jahren setzte ein Umdenken in der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen ein, das zunehmend das „Wohnen“ betonte und schrittweise Abstand nahm von der Orientierung an Krankenhausgestaltung. Dies zeigte sich insbesondere in der baulichen Umgestaltung der Wohngruppen. Die oft vorhandenen Mehrbettzimmer wurden Schrittweise in Doppelzimmer und später Einzelzimmer reduziert. Gemeinschaftsräume und Therapiebereiche erhielten mehr Raum, so wurde zum Beispiel der Therapiebereich im Erdgeschoss von Haus Hunte 1986 auf damals 180 qm erweitert. Noch heute befindet sich dort die Werkstatt und ein Förder- und Therapiebereich unseres Tagwerks.

1994 wurde mit der Umgestaltung des ehemaligen Wohnhauses des landwirtschaftlichen Verwalters an der Sannumer Straße, das erste Haus für damals sechs Bewohnende mit hoher Selbstständigkeit eröffnet.

Das Umdenken in der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen zeigte sich auch durch die Veränderung des Personals. Waren zu Beginn neben dem leitenden Diakon nur wenige Personen in der Hauswirtschaft und in der Landwirtschaft angestellt, wurden vermehrt auch Mitarbeitende mit pädagogischer und therapeutischer Ausbildung beschäftigt.        

2000er Jahre

Im Oktober 2002 wurde das damalige Wohnheim Sandkrug als Außenstelle an der Bahnhofsallee in Sandkrug in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof auf einem Teil eines ehemaligen Sägewerkes eröffnet. Ursprüngliches Ziel war es ein zeitgemäßes Angebot in Einzelzimmern zu machen und für Bewohnende, die eine Werkstatt für beeinträchtigte Menschen (WfbM) besuchten, eine örtlich nähere Wohnmöglichkeit anzubieten. Heute leben 32 Personen in 3 Wohngruppen und einer selbstversorgenden Wohngemeinschaft hier, unabhängig vom Arbeitsort. Die Bewohnenden schätzen die zentrale Lage in Sandkrug sowie die günstigen Verkehrsanbindungen mit dem Bus und der Bahn.

2002 erfolgte ebenfalls die Umwandlung des ehemaligen Hauses der Einrichtungsleitung am Rande der Gärtnerei in eine selbstgestaltete Wohngruppe für vier Bewohnende. 2006 wurde der gemeinsame Speisesaal im Haupthaus zu Gunsten kleinerer Gemeinschaftsküchen in den Wohngruppen aufgegeben und hier die Wohngruppe Bauernhaus eingerichtet.

2009 wurde mit der Anmietung eines Einfamilienhauses Am Bahndamm die Möglichkeit geschaffen inmitten einer gewachsenen Nachbarschaft zentral in Huntlosen zu wohnen. 2011 wurde ein zweites Einfamilienhaus an der Bahnhofstraße in Huntlosen angemietet.      

2010er Jahre

Die 2010er Jahre waren geprägt durch die Weiterentwicklung unter dem Motto „Freiraum für alle“. Ausgangspunkt war ein partizipatives Projekt von Bewohnenden, Mitarbeitenden und Verantwortlichen des Stiftung Gertrudenheim bzw. des Bezirksverbandes Oldenburg. Gemeinsam wurden Ideen für eine ansprechende Gestaltung und zukunftsfähige Weiterentwicklung der Einrichtung entwickelt. Im Nachgang erfolgte 2012 die Umbenennung in Gut Sannum. Ziel wurde es Gut Sannum unter Berücksichtigung seiner unmittelbaren Lage am Barneführerholz und der Hunte und unter Einbeziehung der Landwirtschaft und des kleinen Cafés zu einem attraktiven Begegnungsort zu entwickeln für die Menschen, die hier Leben und für Besucher, Spaziergänger, Radfahrer und viele mehr.

In einem ersten Schritt wurde der Hof vor dem Café in einen einladenden, öffentlichen Bereich mit Sitzgelegenheiten, Spielplatz und 2016 mit dem neuen „Bullenstall“ neugestaltet. Der Bullenstall steht am Platz eines alten Stalls und beherbergt heute den Hofladen, eine Kreativwerkstatt und einen Veranstaltungsraum. Gleichzeitig wurde mit der Anlage des Senkgarten die Möglichkeit geschaffen in unserem Garten spazieren zu gehen und dabei die verschiedenen Kräuter, Pflanzen und Blumen des Naturgartens zu genießen. Unsere Landwirtschaft und Gärtnerei wurde in einen ökologischen Bioland-Betrieb umgewandelt.

2013 wurde ein Teil von Haus Hunte mit 2 Wohngruppen abgerissen. Dort entstand eine neue Pflegeeinrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung. Ziel war es zuerst den auf Gut Sannum lebenden Menschen auch bei eintretender Pflegebedürftigkeit zu ermöglichen im Alter hier wohnen zu bleiben. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Angebot auch von jungen oft schwerstmehrfach beeinträchtigten Menschen angefragt, die die Kombination aus umfänglicher Pflege und der Möglichkeit an den vielfältigen Arbeitsangeboten teilzunehmen schätzen.

2015 entstand u.a. mit der Unterstützung der Bingo-Umweltstiftung im Projekt „Natur erleben für alle“ ein Naturerlebnispfad für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.

Heute

Wie zu allen Zeiten besteht die Herausforderung darin sich immer wieder auf geänderte Anforderungen, Bedürfnisse und Nachfrage einzustellen und die bestehenden Wohn- und Arbeitsangebote an zeitgemäßes Wohnen und Arbeiten anzupassen. Hierbei begleitet uns weiterhin der Anspruch des Projektes „Freiraum für alle“ Gut Sannum zu einem lebendigen Begegnungs-, Arbeits- und Lebensort für alle zu gestalten.

2023 konnte ein neues ca. 200qm großes Gewächshaus eingeweiht werden, dass es ermöglicht die Betreuungs- und Beschäftigungsangebote unserer Bioland-Gärtnerei auch Personen mit erhöhten Einschränkungen möglich zu machen und den therapeutischen Wert der Tätigkeit in der Natur zu nutzen.

Aktuell erfolgt ein Umbau des historischen Hauses Altburg. Hierfür wurde ein Anbau aus den Anfangszeiten durch einen neuen ersetzt, der es ermöglicht das Gebäude barrierefrei zu erschließen und gleichzeitig das ortsbildprägende Gebäude erhält. Die Innengestaltung wird differenzierte Wohnangebote in Einzelapartments und Gruppen ermöglichen, die an die jeweilige Nachfrage angepasst werden können.    

Neben den baulichen Entwicklungen möchten wir auf vielfältige Weise durch Aktionen und Veranstaltungen ein inklusives Miteinander durch Vernetzungen ins Gemeinwesen und Ortsleben fördern.